'Oft Ist Das Leben Ein Tod [...] Und Der Tod Ein Besseres Leben': Selbstmord Und Mord Im Werk Von J. M. R. Lenz
Simone Francesca Schmidt
‘Oft Ist Das Leben Ein Tod […] Und Der Tod Ein Besseres Leben’: Selbstmord Und Mord Im Werk Von J. M. R. Lenz
Simone Francesca Schmidt
Die Motive Mord und Selbstmord im Werk des Sturm und Drang-Autors Jakob Michael Reinhold Lenz waren bislang - obwohl Lenz enger Bezug zu Goethes Werther bekannt war - noch nicht systematisch untersucht. Die Autorin zeigt, dass Lenz Selbstmordverstandnis drei Phasen durchlauft (Fruhphase bis 1768, Strassburger Jahre und Spatwerk ab 1779). In Strassburg entwickelt Lenz eine neue, durchaus ungewoehnliche Position: Die Selbstmorde seiner Figuren mussen vor dem Hintergrund von Lenz Theologie des freien Handelns gelesen werden, da die Selbstmoerder dem goettlichen Postulat des Handelns folgen und nicht zufallig Christusmerkmale tragen.
Gleichzeitig kann am Beispiel des Selbstmordes Lenz facettenreiches Verhaltnis zum franzoesischen Materialismus beschrieben werden. Obwohl Lenz den Materialisten um Paul Thiry d'Holbach kritisch gegenubersteht, rezipiert er Elemente von Holbachs Selbstmordverstandnis aus dessen Werk System der Natur und verbindet diese mit christlichen Impulsen. Das Motiv Mord zeigt - in Kongruenz zur Giftmetapher bei Rousseau - die Bruchigkeit der gesellschaftlichen Strukturen und transportiert Kritik an einer falsch gelebten Aufklarung.
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