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Eine humorvolle Holocaust-Biographie? Ja und nein. Humorvoll ist das Buch Der Vater meines besten Freundes schickte meinen Vater ins KZ zweifellos, aber es als Holocaust-Biographie zu bezeichnen, ware eine unzulassige Verengung. In ihrer einfaltigen Dummheit erscheinen zwar viele Personen, die Frank Reiss aus ideologischen und aus rassistischen Grunden das Leben schwer gemacht haben, ausgesprochen lacherlich. Es mangelt den Autoren auch nicht an schwarzem Humor, dies in ihrer Schilderung mit einer gewissen Hame auszumalen. Wer sich die Folgen des Handelns dieser Menschen vor Augen fuhrt, dem bleibt das Lachen freilich im Halse stecken. Dennoch steht ausser Frage, dass ein unverwustlicher Humor dem judischen Waisenkind Frank Reiss geholfen hat, alle Widrigkeiten zu uberstehen, die eine oft feindliche Welt fur es bereithielt. Ohne moralisierend den Zeigefinger zu erheben, rucken Frank Reiss und sein Co-Autor, der Journalist Pavel Matocha, in den Blick, wie der Holocaust menschliche Leben und Biographien zerstoert hat. Bemerkenswert an ihrer Darstellung ist, den Fokus auch auf die vernichtende Wirkung zu richten, die der Rassismus und die menschenfremden Ideologien der Diktaturen des 20. Jahrhunderts keineswegs nur von 1933-45 und mitnichten lediglich in deutschem Namen entfaltet haben. Indem die Perspektive auf den Holocaust dabei verbreitert wird, scheint zugleich seine andauernde Aktualitat auf. Einzigartig ist die Geschichte der eigentlich undenkbaren Freundschaft zwischen Frank Reiss, dessen Familie dem Holocaust zum Opfer fiel, und Roman Mach, dem Sohn des slowakischen Eichmann , Alexander Mach. Sie wirft Fragen auf, die nicht nur im deutschen Umgang mit der Geschichte zentral sind: Vererben sich Tater- und Opferrollen, Schuld und Verstrickung? Wie viel Schaden fugt ein Tater sich selbst und den Seinen zu? Welche Rolle spielen persoenliche sowie gesellschaftliche Rechenschaft und Erinnerungskultur? Sind Vergebung und Versoehnung uberhaupt moeglich? Aus der Perspektive eines Zeitzeugen, der als Berater des tschechoslowakischen Prasidenten Vaclav Havel nach 1989 den Schalthebeln der Macht selbst nahe gekommen ist, beruhrt dieses Buch zentrale Ereignisse des 20. Jahrhunderts: Die Judenverfolgung unter dem Nazi-Regime und in der faschistischen Slowakei, die antisemitisch gepragten parteiinternen Sauberungen des Stalinismus der fruhen funfziger Jahre, die bleierne Zeit bis zum Prager Fruhling , die ideologiebrechende stille Hilfe fur Exilanten und Dissidenten, das Jahr 1989 und den schwierigen Prozess der Transformation seitdem. In der Auseinandersetzung mit Helden durchbrechen die Autoren vertraute und bequeme Schwarz-Weiss-Muster von Gut und Boese, Tater und Opfer. Unausgesprochen liefern sie dabei ein beeindruckendes Pladoyer fur eine Kultur der menschlichen Akzeptanz und Verantwortung.
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Eine humorvolle Holocaust-Biographie? Ja und nein. Humorvoll ist das Buch Der Vater meines besten Freundes schickte meinen Vater ins KZ zweifellos, aber es als Holocaust-Biographie zu bezeichnen, ware eine unzulassige Verengung. In ihrer einfaltigen Dummheit erscheinen zwar viele Personen, die Frank Reiss aus ideologischen und aus rassistischen Grunden das Leben schwer gemacht haben, ausgesprochen lacherlich. Es mangelt den Autoren auch nicht an schwarzem Humor, dies in ihrer Schilderung mit einer gewissen Hame auszumalen. Wer sich die Folgen des Handelns dieser Menschen vor Augen fuhrt, dem bleibt das Lachen freilich im Halse stecken. Dennoch steht ausser Frage, dass ein unverwustlicher Humor dem judischen Waisenkind Frank Reiss geholfen hat, alle Widrigkeiten zu uberstehen, die eine oft feindliche Welt fur es bereithielt. Ohne moralisierend den Zeigefinger zu erheben, rucken Frank Reiss und sein Co-Autor, der Journalist Pavel Matocha, in den Blick, wie der Holocaust menschliche Leben und Biographien zerstoert hat. Bemerkenswert an ihrer Darstellung ist, den Fokus auch auf die vernichtende Wirkung zu richten, die der Rassismus und die menschenfremden Ideologien der Diktaturen des 20. Jahrhunderts keineswegs nur von 1933-45 und mitnichten lediglich in deutschem Namen entfaltet haben. Indem die Perspektive auf den Holocaust dabei verbreitert wird, scheint zugleich seine andauernde Aktualitat auf. Einzigartig ist die Geschichte der eigentlich undenkbaren Freundschaft zwischen Frank Reiss, dessen Familie dem Holocaust zum Opfer fiel, und Roman Mach, dem Sohn des slowakischen Eichmann , Alexander Mach. Sie wirft Fragen auf, die nicht nur im deutschen Umgang mit der Geschichte zentral sind: Vererben sich Tater- und Opferrollen, Schuld und Verstrickung? Wie viel Schaden fugt ein Tater sich selbst und den Seinen zu? Welche Rolle spielen persoenliche sowie gesellschaftliche Rechenschaft und Erinnerungskultur? Sind Vergebung und Versoehnung uberhaupt moeglich? Aus der Perspektive eines Zeitzeugen, der als Berater des tschechoslowakischen Prasidenten Vaclav Havel nach 1989 den Schalthebeln der Macht selbst nahe gekommen ist, beruhrt dieses Buch zentrale Ereignisse des 20. Jahrhunderts: Die Judenverfolgung unter dem Nazi-Regime und in der faschistischen Slowakei, die antisemitisch gepragten parteiinternen Sauberungen des Stalinismus der fruhen funfziger Jahre, die bleierne Zeit bis zum Prager Fruhling , die ideologiebrechende stille Hilfe fur Exilanten und Dissidenten, das Jahr 1989 und den schwierigen Prozess der Transformation seitdem. In der Auseinandersetzung mit Helden durchbrechen die Autoren vertraute und bequeme Schwarz-Weiss-Muster von Gut und Boese, Tater und Opfer. Unausgesprochen liefern sie dabei ein beeindruckendes Pladoyer fur eine Kultur der menschlichen Akzeptanz und Verantwortung.