Readings Newsletter
Become a Readings Member to make your shopping experience even easier.
Sign in or sign up for free!
You’re not far away from qualifying for FREE standard shipping within Australia
You’ve qualified for FREE standard shipping within Australia
The cart is loading…
This title is printed to order. This book may have been self-published. If so, we cannot guarantee the quality of the content. In the main most books will have gone through the editing process however some may not. We therefore suggest that you be aware of this before ordering this book. If in doubt check either the author or publisher’s details as we are unable to accept any returns unless they are faulty. Please contact us if you have any questions.
1 Einleitung: Professionelle Anspruche an die Kindheit Das Aufkommen der Legasthenie als diagnostische Kategorie hatte weit- reichende Konsequenzen fur den Umgang mit kindlichem Verhalten. Das ist jedenfalls die Behauptung, die ich hier vertreten werde. Neuen Be- rufsgruppen wurde der Zugang zu einem immensen Reservoir von Fallen geoeffnet: dem Reservoir der Schule. Diese Berufsgruppen hielten dann weitere Kategorien bereit, zum Beispiel die Dyskalkulie, die psychomo- torischen Stoerungen und verschiedene Kategorien, die unter dem Begriff Teilleistungsschwachen oder Wahrnehmungsstoerungen bekannt gewor- den sind. All diese Kategorien wurden stark neuropsychologisch gefasst und verwiesen so wiederum auf weitere: auf die Hyperkinese und auf die Minimale Cerebrale Dysfunktion (respektive auf deren schweizerisches AEquivalent, das Psychoorganische Syndrom). Die Zahl psychologisch begutachteter und therapeutisch behandelter Kinder stieg entsprechend an. In dieser Untersuchung waren es an verschiedenen Stichtagen mehr als zehn Prozent der Kinder, die in therapeutischer Behandlung standen. Dabei wurden lediglich die Therapien berucksichtigt, wie sie im Rahmen der Schule angeordnet und durchgefuhrt wurden. Man kann auf dieser Basis die Zahl von Kinder schatzen, die irgendwann im Laufe ihrer ge- samten Primarschulzeit eine Therapie erhalten: Zwanzig bis dreissig Pro- zent der Kinder durften es sein - das ist vorsichtig geschatzt. Auf der Suche nach einem Begriff, mit dem man das ganze Geschehen belegen koennte, kann man von einer Pathologisierung respektive einer Klientifi- zierung im Umgang mit kindlichen Problemen sprechen, ja sogar von ei- ner Pathologisierung der Kindheit uberhaupt. Letzteres rechtfertigt sich, wenn man das Ausmass, das diese Entwicklung angenommen hat, die Anzahl erfasster Falle, in Rechnung stellt.
$9.00 standard shipping within Australia
FREE standard shipping within Australia for orders over $100.00
Express & International shipping calculated at checkout
This title is printed to order. This book may have been self-published. If so, we cannot guarantee the quality of the content. In the main most books will have gone through the editing process however some may not. We therefore suggest that you be aware of this before ordering this book. If in doubt check either the author or publisher’s details as we are unable to accept any returns unless they are faulty. Please contact us if you have any questions.
1 Einleitung: Professionelle Anspruche an die Kindheit Das Aufkommen der Legasthenie als diagnostische Kategorie hatte weit- reichende Konsequenzen fur den Umgang mit kindlichem Verhalten. Das ist jedenfalls die Behauptung, die ich hier vertreten werde. Neuen Be- rufsgruppen wurde der Zugang zu einem immensen Reservoir von Fallen geoeffnet: dem Reservoir der Schule. Diese Berufsgruppen hielten dann weitere Kategorien bereit, zum Beispiel die Dyskalkulie, die psychomo- torischen Stoerungen und verschiedene Kategorien, die unter dem Begriff Teilleistungsschwachen oder Wahrnehmungsstoerungen bekannt gewor- den sind. All diese Kategorien wurden stark neuropsychologisch gefasst und verwiesen so wiederum auf weitere: auf die Hyperkinese und auf die Minimale Cerebrale Dysfunktion (respektive auf deren schweizerisches AEquivalent, das Psychoorganische Syndrom). Die Zahl psychologisch begutachteter und therapeutisch behandelter Kinder stieg entsprechend an. In dieser Untersuchung waren es an verschiedenen Stichtagen mehr als zehn Prozent der Kinder, die in therapeutischer Behandlung standen. Dabei wurden lediglich die Therapien berucksichtigt, wie sie im Rahmen der Schule angeordnet und durchgefuhrt wurden. Man kann auf dieser Basis die Zahl von Kinder schatzen, die irgendwann im Laufe ihrer ge- samten Primarschulzeit eine Therapie erhalten: Zwanzig bis dreissig Pro- zent der Kinder durften es sein - das ist vorsichtig geschatzt. Auf der Suche nach einem Begriff, mit dem man das ganze Geschehen belegen koennte, kann man von einer Pathologisierung respektive einer Klientifi- zierung im Umgang mit kindlichen Problemen sprechen, ja sogar von ei- ner Pathologisierung der Kindheit uberhaupt. Letzteres rechtfertigt sich, wenn man das Ausmass, das diese Entwicklung angenommen hat, die Anzahl erfasster Falle, in Rechnung stellt.