Aphorismus - Philosophischer Gehalt in literarischer Gestalt: Sentenzenschleifer: Dichter und Denker in Personalunion
Rolf Friedrich Schuett
Aphorismus - Philosophischer Gehalt in literarischer Gestalt: Sentenzenschleifer: Dichter und Denker in Personalunion
Rolf Friedrich Schuett
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Sprachkurze gibt Denkweite. (Jean Paul) Der isolierbare Aphorismus ist leider heruntergekommen zu lustiger Bloedelei oder seichtem Gesinnungsspruch und sollte doch rehabilitiert werden als ein philosophischer Gehalt in literarischer Gestalt, als satirisches Zwerg-Ratsel, als paradoxes Erkenntnisspiel zwischen Bild und Begriff, Gefuhl und Gedanke, Metapher und Metaphysik, Phantasie und Verstand, Einbildungskraft und Urteilskraft. Dieses Bonmot ist das kleinstmoegliche Ganze . Die pragnante Sentenz ist eine leider immer noch zu kurz kommende Literaturgattung. Die vieldeutigen Maximen und Reflexionen bieten rationale Vernunftkritik in konzisen Gedankenexperimenten und gehoeren neben den fruhromantischen Fragmenten in die fast vergessene Tradition der europaischen Moralisten, die seit dem 17. Jahrhundert die mores analysierten, die Sitten und Gebrauche ihrer Epochen. Diese Arbeit versucht so etwas wie eine Theorie des Aphorismus als philosophische und literarische Form zugleich. Der Aphorismus ist nur aus seiner Stellung zwischen Philosophie und Poesie beschreibbar. (Stephan Fedler, 1992) Sei kurz im Wort und ausfuhrlich im Denken. (Spruche der Ssoferim) Es ist alles ganz eitel, sprach der Philosoph, ganz eitel. Der Philosoph war ein erfahrener Lehrer, der standig sein Wissen an das Volk weitergab. Er untersuchte viele Spruche und prufte sie auf ihren Wahrheitsgehalt. Er verfasste auch selbst viele Spruche. Er muhte sich, seinen Worten eine schoene Form zu geben, dabei aber ehrlich zu bleiben und die Wahrheit zu schreiben. Die Worte erfahrener Lehrer wirken wie der spitze Stock, mit dem der Bauer seine Ochsen antreibt. Spruche gleichen eingeschlagenen Nageln; sie bleiben fest sitzen. Sie sind eine Gabe Gottes, des grossen Hirten. Hute dich, mein Sohn, vor anderem mehr; denn viel Buchermachens ist kein Ende, und viel Studieren macht den Leib mude. (Koheleth 12, 8-12) Wie kann einer Weisheit erlangen, … dessen ganzer Stolz der Stock ist, mit dem er
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