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This title is printed to order. This book may have been self-published. If so, we cannot guarantee the quality of the content. In the main most books will have gone through the editing process however some may not. We therefore suggest that you be aware of this before ordering this book. If in doubt check either the author or publisher’s details as we are unable to accept any returns unless they are faulty. Please contact us if you have any questions.
Warum das Mordmotiv in Buchners Woyzeck-Fragment diskutieren? Scheint das nicht auf Anhieb klar? Wahnsinn in Verbindung mit Eifersucht? Ganz und gar nicht. Diese Kombination kann namlich die dramaturgische Ausgestaltung und Funktion des Mordkomplexes - insbesondere im Kontext des vermeintlichen Sozialdramas - nicht erklaren. Auch der Grund des Wahnsinns bleibt in der gangigen Rezeption schleierhaft und entsprechend umstritten, die ubliche hermeneutische Notloesung ist der als Pramisse gesetzte, so aber nicht statthafte historische Verortung, die auf den eigentlich zu unterstellenden und zu suchenden intrinsischen Zusammenhang von Mordmotiv und Wahnsinn verzichtet. Kaum erklarbar aus dieser Perspektive: Die rituelle Einleitung der Tat mit anschliessender Hinrichtung. Sie erfolgt nicht im Affekt sondern ist vorsatzlich geplant. Der Mordkomplex nimmt etwa ein Drittel des ersten Handschriftenentwurfs ein. Damit steht die Ausfuhrung dessen, was die Stimme aus dem Boden fordert, im Mittelpunkt der Handlung. Ausserdem entfallen dort die beiden allerseits zu dramaturgischen Hauptfiguren hochstilisierten Hauptmann und Doktor, d.h. der Menschenversuch und die Arbeitsuberlastung. Das eigentliche Mordmotiv findet sich in Maries in exponiertester Situation ausgerufener, woertlich verstandener Satz: Das Kind gibt mir einen Stich ins Herz. Es handelt sich um eine Antizipation, in allernachster Umgebung fallt das Stichwort morgen . Woyzeck wird durchgehend mit dem Begriff Stechen assoziiert, zudem kauft er in der Szene vorher voellig uberflussigerweise ein Messer. Eine Argumentation dahingehend, dass Buchner der Satz unbeabsichtigt bzw. hermeneutisch unerheblich oder irrefuhrend herausgerutscht sei, ist kaum vorstellbar. Ein Indiz dafur ist, dass die verschiedenen Deutungsansatze stillschweigend daruber hinweggehen.
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Warum das Mordmotiv in Buchners Woyzeck-Fragment diskutieren? Scheint das nicht auf Anhieb klar? Wahnsinn in Verbindung mit Eifersucht? Ganz und gar nicht. Diese Kombination kann namlich die dramaturgische Ausgestaltung und Funktion des Mordkomplexes - insbesondere im Kontext des vermeintlichen Sozialdramas - nicht erklaren. Auch der Grund des Wahnsinns bleibt in der gangigen Rezeption schleierhaft und entsprechend umstritten, die ubliche hermeneutische Notloesung ist der als Pramisse gesetzte, so aber nicht statthafte historische Verortung, die auf den eigentlich zu unterstellenden und zu suchenden intrinsischen Zusammenhang von Mordmotiv und Wahnsinn verzichtet. Kaum erklarbar aus dieser Perspektive: Die rituelle Einleitung der Tat mit anschliessender Hinrichtung. Sie erfolgt nicht im Affekt sondern ist vorsatzlich geplant. Der Mordkomplex nimmt etwa ein Drittel des ersten Handschriftenentwurfs ein. Damit steht die Ausfuhrung dessen, was die Stimme aus dem Boden fordert, im Mittelpunkt der Handlung. Ausserdem entfallen dort die beiden allerseits zu dramaturgischen Hauptfiguren hochstilisierten Hauptmann und Doktor, d.h. der Menschenversuch und die Arbeitsuberlastung. Das eigentliche Mordmotiv findet sich in Maries in exponiertester Situation ausgerufener, woertlich verstandener Satz: Das Kind gibt mir einen Stich ins Herz. Es handelt sich um eine Antizipation, in allernachster Umgebung fallt das Stichwort morgen . Woyzeck wird durchgehend mit dem Begriff Stechen assoziiert, zudem kauft er in der Szene vorher voellig uberflussigerweise ein Messer. Eine Argumentation dahingehend, dass Buchner der Satz unbeabsichtigt bzw. hermeneutisch unerheblich oder irrefuhrend herausgerutscht sei, ist kaum vorstellbar. Ein Indiz dafur ist, dass die verschiedenen Deutungsansatze stillschweigend daruber hinweggehen.