Die Beziehung zwischen Vater und Tochter im buergerlichen Trauerspiel

Studienarbeit aus dem Jahr 2017 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Sprache: Deutsch, Abstract: In dieser Arbeit sollen die Vater-Tochter-Beziehungen in "Miss Sara Sampson" von Gotthold Ephraim Lessing sowie "Kabale und Liebe" von Friedrich Schiller genauer untersucht und miteinander verglichen werden. Welche Konzepte liegen der Gestaltung der Vaterfiguren zugrunde? Warum enden beide Vater-Tochter-Beziehungen auf so tragische Art und Weise? Die ausgewaehlten Dramen gehoeren beide der Gattung des buergerlichen Trauerspiels an, das heisst, dass vor allem das Privatleben und der familiaere Raum der mittleren Bevoelkerungsschicht den aeusseren Rahmen fuer die Handlung bilden. Daher kommt der Familie, vor allem der Vater-Tochter-Beziehung, in fast allen buergerlichen Trauerspielen eine herausragende Bedeutung zu. Durch gesellschaftliche Wandlungsprozesse im achtzehnten Jahrhundert wurde auch ein Wandel der Familienstruktur verursacht. Diese veraenderten familiaeren Strukturen finden sich in Lessings Drama "Miss Sara Sampson", das der Aufklaerung zuzurechnen ist, und auch in Schillers Sturm-und-Drang-Drama "Kabale und Liebe". Die Vaeter in den beiden Trauerspielen sind die Haeupter einer Kleinfamilie, und beide sind emotional sehr stark auf ihre einzige Tochter fixiert. Die sehr innige und gefuehlvolle Vater-Tochter-Beziehung wird in beiden Stuecken durch einen hereinbrechenden Liebhaber der Toechter, die im heiratsfaehigen Alter sind, gefaehrdet beziehungsweise durch den Gifttod beider jungen Frauen im fuenften Akt zerstoert. Beide Stuecke aehneln sich hinsichtlich der Familienstruktur, der engen Vater- Tochter-Bindung, der aeusseren Umstaende und dem tragischen Tod der beiden Toechter.