Lyrik ALS Sprache Unserer Zeit? Paul Celans Gedichtbande: 404. Sitzung Am 15. Oktober 1997 in Dusseldorf

Otto Poeggeler

Lyrik ALS Sprache Unserer Zeit? Paul Celans Gedichtbande: 404. Sitzung Am 15. Oktober 1997 in Dusseldorf
Format
Paperback
Publisher
Vs Verlag Fur Sozialwissenschaften
Country
United Kingdom
Published
12 December 2012
Pages
48
ISBN
9783663017851

Lyrik ALS Sprache Unserer Zeit? Paul Celans Gedichtbande: 404. Sitzung Am 15. Oktober 1997 in Dusseldorf

Otto Poeggeler

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Das Verhaltnis der Politik zur Kunst und speziell zur Dichtung ist immer schwierig gewesen. Das zeigt etwa die Beziehung der roemischen Kaiser zu den Dichtern. Der preussische Koenig Friedrich Wilhelm III. war in seiner Nuchternheit eher indigniert, als Novalis in des Koenigs Ehe die Einigkeit im Staat vorgebildet sehen wollte. Konnten Poeten die Herrschenden hin- weisen auf die wirkenden Machte oder waren sie nicht umgekehrt deren Weisungen unterworfen? In unserem, dem zwanzigsten Jahrhundert pragte sich unausloeschlich ein, wie totalitare Staaten Kunst und Poesie zu gangeln und zu manipulieren suchten. Die Revolution in Russland war zuerst begleitet durch eine neue Dichtung und Kunst; doch deren Freiheit wurde bald brutal unterdruckt. Mit dem Nationalsozialismus verband sich die Vertreibung der fuhrenden Dichter und Kunstler und schliesslich gar ein neuer Bildersturm. Die einstige DDR hatte einen Arbeitersohn wie Reiner Kunze direkt zum Dichter ausgebildet; er hat in der Tat in seinen Anfangen seinem Staat in erschreckenden Versen gehuldigt. Die Lyrik verlangt aber ein spontanes Sprechen; als dieses sich meldete, blieb dem Staat nur die Moeglichkeit, seinen Dichter aus dem Lande hinauszuwerfen. Das war dann wieder die alte Geschichte. Wenn die Demokratien die Teilung der Gewalten ausbauen, koennen sie auch Politik und Kunst trennen, also den Kunsten ihren eigenen Spielraum lassen.

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