Spazierengehen, Schreibengehen, Lesengehen. Dekonstruktive Lekture(n) zu Thomas Bernhards Gehen
Nico Schulte-Ebbert
Spazierengehen, Schreibengehen, Lesengehen. Dekonstruktive Lekture(n) zu Thomas Bernhards Gehen
Nico Schulte-Ebbert
Studienarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Germanistik - Sonstiges, Note: 1,0, Westfalische Wilhelms-Universitat Munster (Germanistisches Institut), Veranstaltung: Thomas Bernhard. Ausgewahlte Prosa, Sprache: Deutsch, Abstract: Das Gehen als bipedales Gehen, als ein aufrechtes Gehen, unterscheidet den Menschen vom Tier. Es ist ein evolutionsgeschichtlich ebenso markanter Fortschritt wie die Ausbildung der Hand als kreatives Werkzeug. Vielleicht liegt darin der Grund, weshalb das Gehen auch als Konzept Eingang in die Sprache fand, ja sie regelrecht infiltriert und infiziert hat: GEHEN, GEHN, ire, ein nach form und gehalt uberaus reich entwickeltes wort, dessen erschoepfende behandlung ein werk fur sich ware, so das Deutsches Woerterbuch. Auch Thomas Bernhards Prosatext Gehen weist eine Vielfalt unterschiedlicher Komposita auf: abgehen, weggehen, hingehen, zugrunde gehen, zu weit gehen, ubergehen, vergehen, zuruckgehen, vor die Hunde gehen, umgehen, begehen, verloren gehen, vorausgehen, aufgehen, eingehen, entgehen et cetecera. Gehen ist ein naturlicher Vorgang: er ist Ortsveranderung und Bewegung, Verlassen und Erreichen. Gehen ist der Fingerabdruck eines Menschen; die Gangart ist individuell. In einem Interview mit Kurt Hofmann erklarte Thomas Bernhard in den 1980er Jahren: Das Ungluck der Menschen ist eben, dass sie den Weg, den eigenen, nicht gehen wollen, immer einen anderen gehen wollen. In der vorliegenden Studie werden unter Zuhilfenahme einer semiotisch-dekonstruktivistisch orientierten Lesepraxis des Prosatextes Gehen funf Effekte beleuchtet, die als wichtige Motive innerhalb einer kulturellen Semiose uber die im Text proklamierte Verbindung zwischen Gehen und Denken hinausgehen und die durch die Unmoeglichkeit des Stillstands, des Aufhoerenkoennens, des Stehenbleibens motiviert sind: Schrift, Lekture, Iteration, Exzess und Etikett(e). Diese lektureleitende These gilt es, zu entfalten, zu erweitern, in Frage zu stellen und zu durchgehen, um dem Pha
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