Erasmus von Rotterdam als Philosoph: Die Anfange einer naturalistischen Lebensphanomenologie im fruhneuzeitlichen Humanismus
Peter Baumanns
Erasmus von Rotterdam als Philosoph: Die Anfange einer naturalistischen Lebensphanomenologie im fruhneuzeitlichen Humanismus
Peter Baumanns
Wissenschaftlicher Aufsatz aus dem Jahr 2013 im Fachbereich Philosophie - Philosophie der Neuzeit (ca. 1350-1600), Sprache: Deutsch, Abstract: Der Ruhm des Desiderius Erasmus Roterodamus, der zumindest im christlich beeinflussten Kulturbereich nach einem halben Jahrtausend noch andauert, eignet dem Theologen, klassisch-literarischen Philologen, religioesen Humanisten, Literaten und Intellektuellen, nur zu einem geringen Teil aber dem Philosophen. Erkennt man letzteren uberhaupt an, weiss man in der Regel nicht, mit welchem Profil man ihn der Philosophiegeschichte einordnen soll. Oft wird Luthers Aburteilung des Theologen mit Ausdehnung auf den ganzen Mann und sein Werk zitiert: Erasmus est anguilla. Niemand kann ihn ergreiffen denn Christus allein. Est vir duplex. Fur eine systematische Annaherung an die Erasmische Philosophie wird mit Denominationen wie vir duplex , homo duplex
Ambivalenz und besonders Vieldeutigkeit eine brauchbare Problemstellung gewonnen. Erasmus’ Philosophieren besteht darin, praktisch wertvolle Einsichten in den Lauf der Dinge, die Wirksamkeit der unaufhoerlich produktiven Natur, aus eigener Beobachtung und literarischen Quellen zu sammeln, sie aber dem Gegenstand gemass nicht festzuschreiben, sondern immer im Blick auf das prozessuale Ganze zu relativieren und fur weitere Relativierungen nicht zuletzt in Vertraulichen Gesprachen offen zu halten. Im Fokus steht nicht das theoretische Wissen mit seinen Grundlagen, Wegen und Grenzen, sondern die Frage der Erkennbarkeit der wahren Guter des Lebens. Allgemein hat wohl die Furcht, den ganzen Erasmus aus den Augen zu verlieren, eine Isolation des profanen Teils des philosophischen Hauptwerkes Laus Stultitiae ( Moriae Encomium id est Stultitiae Laus ), entsprechender Colloquia familiaria bzw. von Teilen derselben und anderer Texte verhindert. Nur dieses Verfahren aber bringt Erasmus’ metaphysisch zuruckhaltende und theologisch neutrale, dem naturalen Leben integrierte P
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