Ohr Und Auge - Klang Und Form: Facetten Einer Musikasthetischen Dichotomie Bei Johann Gottfried Herder, Richard Wagner Und Franz Schreker
Arne Stollberg
Ohr Und Auge - Klang Und Form: Facetten Einer Musikasthetischen Dichotomie Bei Johann Gottfried Herder, Richard Wagner Und Franz Schreker
Arne Stollberg
Daa man eine musikalische Form aueberschaubaro - und nicht etwa aueberhorbaro - nennt, mutet ebenso selbstverstandlich an wie der immer wieder formulierte Vergleich zwischen Musik und Architektur. Doch verbirgt sich hinter diesem Transfer optischer Kategorien auf akustisch wahrnehmbare Klangereignisse eine Traditionslinie, die bereits im 18. Jahrhundert Widerspruch hervorrief. So kritisierte Johann Gottfried Herder den von der Architektur entlehnten Formbegriff klassizistischer Autoren als Kolonialisierung des Ohrs durch das Auge - ein Gedanke, den Richard Wagner aufgreifen und gegen Eduard Hanslicks Asthetik des aMusikalisch-Schoneno verteidigen sollte. In diesem Sinne wird Wagners aunendliche Melodieo neu als Versuch interpretiert, eine aunanschaulicheo, von der Vorherrschaft des Auges weitgehend befreite Musik zu schaffen. Klang und Form treten dabei in ein Verhaltnis, das sich mit Begriffspaaren wie adionysisch/apollinischo (Nietzsche) oder aEs/Icho (Freud) verbindet und auf dieser Grundlage sogar musikdramatische Gestalt gewinnt: in Wagners Meistersingern von Nuernberg und noch am Ende der 1910er Jahre in Franz Schrekers Die Gezeichneten.
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