Die Auferlegte Heimat: Else Lasker-Schulers Emigration in Palastina

Alfred Bodenheimer

Die Auferlegte Heimat: Else Lasker-Schulers Emigration in Palastina
Format
Hardback
Publisher
de Gruyter
Country
Germany
Published
24 April 1995
Pages
147
ISBN
9783484651098

Die Auferlegte Heimat: Else Lasker-Schulers Emigration in Palastina

Alfred Bodenheimer

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Bisher ist die Beziehung Else Lasker-Schulers zu ihrer letzten Lebensstation Palastina in der Regel unter dem Aspekt einer Diskrepanz zwischen verklarender Dichtung und ernuchternder Realitat gesehen worden. Die vorliegende Studie geht die Frage von einer anderen Sichtweise her an: Zunachst wird die Ambivalenz von Sehnsucht und Furcht aufgezeigt, die sich aus Else Lasker-Schulers AEusserungen jeweils schon vor ihren Reisen in den Jahren 1934, 1937 und zuletzt 1939 ablesen lassen. Hinzu kommt, dass sie das Land selbst als Ort der Transgression, d.h. in der Dynamik des UEbergangs zwischen verschiedenen Polen (Himmel/Erde, Bibel/Moderne, Judisches Dasein in der Diaspora/Politische Autonomie), wahrnimmt. Zugleich setzt Palastina eine intensive Auseinandersetzung der Dichterin mit dem eigenen literarischen Rollenspiel und der in ihrer fruheren Dichtung zentralen Selbstmetaphorisierung frei. Anstelle der Mischfigur Jussuf (einer Verfremdung des biblischen Joseph), die grossenteils ihre fruhere Dichtung und Selbstdarstellung gepragt hat, gewinnt zusehends der Koenig David an Bedeutung, welcher der judischen Tradition zufolge nicht nur Stadtvater von Jerusalem, sondern auch Vorfahre des erloesenden Messias ist. So schafft sie in der ‘Urheimat’ Palastina in den Jahren der Ausloeschung der europaischen Judenheit eine neue Definition des Heimatbegriffs: Heimat nicht primar als Ort des persoenlichen Ursprungs, sondern als Erfullungsbereich einer letzten Erwartung.

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