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This title is printed to order. This book may have been self-published. If so, we cannot guarantee the quality of the content. In the main most books will have gone through the editing process however some may not. We therefore suggest that you be aware of this before ordering this book. If in doubt check either the author or publisher’s details as we are unable to accept any returns unless they are faulty. Please contact us if you have any questions.
Die neuere Forschung ist sich daruber einig, dass zwischen der Wichtigkeit des Bildungsbegriffs in den letzten 200 Jahren und seinem vagen semantischen Gehalt ein (scheinbares) Missverhaltnis besteht. Fur die angemessene historische Analyse dieses und ahnlicher Begriffe wird Begriffsgeschichte eingestellt in einen theoretischen Rahmen, der Begriffe einem evolutionstheoretisch basierten Beschreibungszugriff zuganglich macht. Dabei kann auf Kategorien der historischen Soziologie Luhmanns und der Begriffsgeschichte Kosellecks zuruckgegriffen werden. Das Korrelations-Dreieck, in dem ein Begriff historisch situiert ist, bildet sich aus: 1. seiner Bedingtheit durch die Gesellschaftsstruktur, d.h. seinen Funktionen und Problemreferenzen, 2. seinem Zusammenhang mit fruheren Konzepten, 3. seiner Vernetzung mit anderen zeitgenoessischen Begriffen. Fur die Analyse dieser dritten Dimension wird ein Verfahren angewandt, das der Verfasser als Komponentenanalyse bezeichnet.
Als Komponenten des Bildungsbegriffs erweisen sich neben dem Individualitatskonzept einige Begriffe, die sich unter der Perspektive der Verzeitlichung analysieren lassen: genetisches Denken, Teleologie, Zeitoekonomie. Die Begriffsanalyse macht auch die zahlreichen Funktionen von ‘Bildung’ sichtbar: soziale Integration und Distinktion, Selbstverstandigung, Erklarungsmuster und Handlungsorientierung. Das Bildungskonzept der Goethezeit erweist sich als produktive Reaktion auf die Probleme, die durch die Umstellung von der stratifikatorischen auf die funktionale Differenzierung entstanden sind. So wird dieser Begriff bis ins 20. Jahrhundert durch seine Flexibilitat und vielseitige Verwendbarkeit ein wesentlicher Faktor in der Koevolution von Semantik und Gesellschaftsstruktur.
Referenztext fur die Begriffsanalyse ist Goethes Autobiographie Dichtung und Wahrheit, die im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts als exemplarische Darstellung eines Bildungsganges gewirkt hat. Die Leistungsfahigkeit des Verfahrens zeigt sich auch daran, dass fur das ausgiebig behandelte Thema ‘Goethe und die Bildung’ neue Einsichten erbracht werden. Detailliert analysiert werden der Titel und die damit bezeichnete Wahrheitsauffassung der Autobiographie sowie Goethes Darstellung seiner religioesen Entwicklung. Es wird gezeigt, dass dieses Werk nicht nur inhaltlich, sondern auch in seinen narrativen Strategien bis ins Detail dem Bildungskonzept vielfach verpflichtet ist.
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Die neuere Forschung ist sich daruber einig, dass zwischen der Wichtigkeit des Bildungsbegriffs in den letzten 200 Jahren und seinem vagen semantischen Gehalt ein (scheinbares) Missverhaltnis besteht. Fur die angemessene historische Analyse dieses und ahnlicher Begriffe wird Begriffsgeschichte eingestellt in einen theoretischen Rahmen, der Begriffe einem evolutionstheoretisch basierten Beschreibungszugriff zuganglich macht. Dabei kann auf Kategorien der historischen Soziologie Luhmanns und der Begriffsgeschichte Kosellecks zuruckgegriffen werden. Das Korrelations-Dreieck, in dem ein Begriff historisch situiert ist, bildet sich aus: 1. seiner Bedingtheit durch die Gesellschaftsstruktur, d.h. seinen Funktionen und Problemreferenzen, 2. seinem Zusammenhang mit fruheren Konzepten, 3. seiner Vernetzung mit anderen zeitgenoessischen Begriffen. Fur die Analyse dieser dritten Dimension wird ein Verfahren angewandt, das der Verfasser als Komponentenanalyse bezeichnet.
Als Komponenten des Bildungsbegriffs erweisen sich neben dem Individualitatskonzept einige Begriffe, die sich unter der Perspektive der Verzeitlichung analysieren lassen: genetisches Denken, Teleologie, Zeitoekonomie. Die Begriffsanalyse macht auch die zahlreichen Funktionen von ‘Bildung’ sichtbar: soziale Integration und Distinktion, Selbstverstandigung, Erklarungsmuster und Handlungsorientierung. Das Bildungskonzept der Goethezeit erweist sich als produktive Reaktion auf die Probleme, die durch die Umstellung von der stratifikatorischen auf die funktionale Differenzierung entstanden sind. So wird dieser Begriff bis ins 20. Jahrhundert durch seine Flexibilitat und vielseitige Verwendbarkeit ein wesentlicher Faktor in der Koevolution von Semantik und Gesellschaftsstruktur.
Referenztext fur die Begriffsanalyse ist Goethes Autobiographie Dichtung und Wahrheit, die im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts als exemplarische Darstellung eines Bildungsganges gewirkt hat. Die Leistungsfahigkeit des Verfahrens zeigt sich auch daran, dass fur das ausgiebig behandelte Thema ‘Goethe und die Bildung’ neue Einsichten erbracht werden. Detailliert analysiert werden der Titel und die damit bezeichnete Wahrheitsauffassung der Autobiographie sowie Goethes Darstellung seiner religioesen Entwicklung. Es wird gezeigt, dass dieses Werk nicht nur inhaltlich, sondern auch in seinen narrativen Strategien bis ins Detail dem Bildungskonzept vielfach verpflichtet ist.