Hans Pfitzner und der Nationalsozialismus

Jeder Dirigent oder Intendant, der das Werk des Komponisten Hans Pfitzner (1869 1949) zur Auffuhrung bringen will, muss sich mit der Rolle des Komponisten im Nationalsozialismus auseinandersetzen. Dabei konnten bisher nur Mutmassungen uber die Position des Komponisten im kulturellen Leben und der Kulturpolitik des Dritten Reiches angestellt werden. In grundlicher Recherche wurden Pfitzners Ehrungen und Zurucksetzungen durch den Nationalsozialismus, seine persoenlichen Kontakte mit Politprominenz und z. T. judischen Kunstlerkollegen beleuchtet und zu einem Bild zusammengefugt, das jede Schwarzweissmalerei zu vermeiden versucht. Dabei wurden neben dem Nachlass auch die einschlagigen politischen Archive sowie die Entnazifizierungsakte Pfitzners hinzugezogen. Weit uber einen biographischen Exkurs zu einem strittigen Komponisten hinaus entsteht so ein Fallbeispiel fur die vielfaltigen Verstrickungen und Verastelungen von Kunst und Kulturpolitik im Dritten Reich .