Allegorien des Erzahlens: Wilhelm Raabes Jean-Paul-Lekture
Christoph Zeller
Allegorien des Erzahlens: Wilhelm Raabes Jean-Paul-Lekture
Christoph Zeller
Die Romane Wilhelm Raabes bilden ein kunstvolles Geflecht aus Zitaten und Anspielungen. Disparates, Ungefugtes ordnet sich im Selbstbezug poetischer Reflexionen. Nicht die Erzahlung, sondern die Art und Weise der Darstellung, das Erzahlen selbst ist der Gegenstand seiner Texte. Die literarischen Reminiszenzen zeugen, bislang unerkannt, von einer immanenten Poetik, und mehr noch: sie verraten den Ahnen eines eigentumlichen, dichterischen Verfahrens. Jean Pauls Schriften, haufig zitiert, sind Raabe Modell und Anstoss zur anthropologischen Erkundung des unbekannten Inneren, sie akzentuieren die Aufloesung des autonomen Ich und setzen der im 19. Jahrhundert dominanten, auf Harmonie und Schoenheit bedachten AEsthetik der Weimarer Klassik eine fiktive Welt des Fragmentarischen, des Hasslichen entgegen. Die Szenarien und Figuren Jean Pauls bezeichnen die Gesetze dichterischer Produktion, sind immer schon Allegorien des Erzahlens. Raabe bekennt sich damit zu einer Tradition des offenen, aus Bruchstucken geformten Kunstwerks - zur Montage - und loest sich aus der Epoche des burgerlichen Realismus. Seine Romane begrunden, wie diejenigen Jean Pauls, die literarische Moderne.
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