Origenes hat uber einen langeren Zeitraum hinweg Auslegungen zum Johannesevangelium an seinen Mazen Ambrosius geschrieben. Von dem Werk ist ein knappes Drittel erhalten, wovon Hans G. Thummel Buch 1 und 2 sowie die erhaltenen Fragmente von Buch 4 und 5 behandelt. Sie beziehen sich auf den Prolog des Johannesevangeliums. Die Publikation verbessert vor allem anhand der Korrekturlisten der alteren Rezensionen den Text und bietet eine UEbersetzung. Weitere Klarungen gibt ein Kommentar.Grundlegend fur die Ausfuhrungen des Origenes uber den Io 1,1 genannten Logos ist die Vorstellung des Schoepfungsmittlers, der gleichermassen die Zusammenfassung der Schoepfung darstellt. Origenes verbindet ihn mit der Sophia in gleicher Funktion. Das bedeutet aber nicht, dass Origenes abstrakte Metaphysik betreibt. Ihm geht es um den Menschen in seinem erloesungsbedurftigen Zustand, und alles ist darauf angelegt, diesen Zustand zu erklaren und dann zu zeigen, wie der Mensch ihn uberwinden kann. Origenes entwickelt seine Vorstellungen von der Schoepfung als Folge eines Abfalls und vom Heil als Ruckkehr zu Gott. Er bemuht sich, fur jede Aussage die exegetische Grundlage darzulegen, wofur er besonders auf Paulus rekurriert. Er ist uberzeugt, in allem, was er sagt, das goettliche Wort auszulegen. So begegnen sich bei Origenes die feste UEberzeugung, dass Gott in dem verbal inspirierten Text spricht, der deshalb auch in grammatischen Feinheiten ernst genommen werden muss, und eine feste Vorstellung davon, wie sich das Drama von Gott und Welt, Abfall und Ruckkehr vollzogen hat und vollzieht. Beides steht in einer gewissen Spannung zueinander, erklart sich aber letztlich gegenseitig.
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