Unmittelbarkeit
Andreas Arndt
Unmittelbarkeit
Andreas Arndt
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Unmittelbarkeit bezeichnet in der philosophischen Tradition etwas, was keiner weiteren erklarenden Begrundung bedarf und sich von selbst versteht, also unmittelbar einleuchtet. Dialektisches Denken bricht diese Selbstverstandlichkeiten auf, indem es auch die Kategorie der Unmittelbarkeit vermittelt; die dialektische Kritik der Unmittelbarkeit ist Aufklarung im Begriff, die das Gegebene nicht fraglos hinnimmt. Dies wird im Ruckgang auf die Geschichte des Begriffs dargelegt. Ihren Wendepunkt hat diese Geschichte bei Hegel, der den Schein der Unmittelbarkeit aufzeigt, indem er Unmittelbarkeit selbst als vermittelt erweist. Hieran knupft Marx an, wenn er mit und gegen Hegel ein Konzept gegenstandlicher Vermittlung entwickelt. Damit springt er aus dem Gleis der nachhegelschen Philosophie, die - wie auch Feuerbach und andere Junghegelianer - gegen Hegel wiederum unvermittelte Unmittelbarkeiten aufbietet. Die gegenstandliche Vermittlung in realwissenschaftlichen Kontexten, wie z. B. in der Kritik der politischen OEkonomie, zeigt jedoch gegenuber der Bewegung des Begriffs in Hegels Wissenschaft der Logik auch Grenzen der Vermittlung auf: bestimmte Gegensatze, so Marx, koennten nicht vermittelt, sondern es koenne nur ihre Existenzgrundlage abgeschafft werden, so z. B. der Gegensatz von Lohnarbeit und Kapital. Hegels und Marx’ Kritik der unvermittelten Unmittelbarkeiten erweist sich, so die zentrale These des Buches, bis in die Gegenwart als aktuell; sie ist Kern dialektischer Kritik an der scheinbaren Selbstverstandlichkeit des Bestehenden. Andreas Arndt ist Professor fur Philosophie an der Theologischen Fakultat der Humboldt-Universitat zu Berlin; er ist seit 1992 Prasident der Internationalen Hegel-Gesellschaft e. V.
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