Die beiden Autorinnen der deutschen Nachkriegsliteratur Brigitte Reimann und Christine Bruckner waren, die eine im Osten, die andere im Westen, leidenschaftliche Brief-Schreiberinnen. UEber viele Jahre hinweg standen sie kontinuierlich mit verschiedenen Personen sowohl privat als auch geschaftlich in schriftlichem Kontakt. Von beiden Schriftstellerinnen sind zahlreiche Briefe veroeffentlicht worden, welche der Autorin als Grundlage fur dieses Buch dienten. Briefe von Schriftstellern weisen immer schon mehr als nur Binnenperspektiven aus. Welche Dimensionen dabei zu erschliessen sind, macht dieses Buch namhaft. Es fuhrt uns in mehrere Perspektiven ein. Neben dem Privaten des persoenlichen Briefwechsels und das durch ihn erhellte OEffentliche werden Ost-West-Horizonte und nicht zuletzt die weibliche Geschlechterperspektive betrachtet. Beide Brief-Autorinnen entwerfen in ihren Briefen direkt und indirekt ein Bild ihrer Person, ihres Lebens und Schreibens. Beiden dient daruber hinaus der Brief als strategisches Mittel, um sich ihrer schriftstellerischen Existenz sozial und oekonomisch zu versichern. Die Differenz zwischen beiden liegt einerseits im Privaten und andererseits in der Differenz der Systeme und damit in der gesellschaftlichen Funktion von Literatur, die unterschiedliche Strategien der schreibenden Selbstbehauptung erfordern. Dieses Buch eroeffnet durch das Medium des Briefes zweier deutscher Schriftstellerinnen neue Einblicke in den Alltag des Literaturbetriebs sowie in den existentiell ganz unterschiedlichen Alltag in den ehemals beiden deutschen Staaten und ist ausgesprochen lesbar geschrieben.