Vermittlung Und Unmittelbarkeit: Wilhelm Heinses Romanpoetik Zwischen Leben Und Literatur
Almut Hufler
Vermittlung Und Unmittelbarkeit: Wilhelm Heinses Romanpoetik Zwischen Leben Und Literatur
Almut Hufler
Wilhelm Heinse, im Bewusstsein seiner Leser verankert als Verfasser erotisch aufgeladener Kunstbeschreibungen und hinreissender Naturschilderungen, publizierte nach der Ruckkehr von seiner Italienreise drei Erzahlwerke: den Kunstlerroman ‘Ardinghello und die gluckseeligen Inseln’, den Musikroman ‘Hildegard von Hohenthal’ und schliesslich ‘Anastasia und das Schachspiel’. Die vorliegende Studie fuhrt diese scheinbar heterogene Reihe thematisch ausgerichteter Romane auf eine seit etwa 1770 heraufziehende Sprachkrise zuruck. Als Medium der Reprasentation kritisch reflektiert, steht insbesondere geschriebene Sprache im Widerspruch zur ersehnten Unmittelbarkeit der Erfahrung. Aus dieser Perspektive erscheinen die drei Romane als konsequente Versuche, in der literarischen Vermittlung Unmittelbarkeit zu erzeugen. Dabei fuhrt Heinse das Medium der Sprache an seine Grenze - und daruber hinaus: Kunstwerke werden narrativ belebt, zur Musikbeschreibung tritt Auffuhrungspraxis hinzu, der Schachroman mit seinen abstrakten Spielzugnotationen schliesslich verlangt die aktive Einbeziehung des Lesers, und nimmt damit Erzahlformen des 20. Jahrhunderts vorweg. Gerade Heinses am wenigsten beachtetes Romanexperiment kann so zum Schlussel fur seine Poetik werden.
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