Unheilsmachte und Schutzgenien, Antiwesen und Grenzganger: Vorstellungen von Damonen im alten Israel

H. Frey-Anthes

Format
Hardback
Publisher
Vandenhoeck and Ruprecht
Country
Belgium
Published
31 December 2007
Pages
363
ISBN
9783727815911

Unheilsmachte und Schutzgenien, Antiwesen und Grenzganger: Vorstellungen von Damonen im alten Israel

H. Frey-Anthes

Ausgangspunkt der vorliegenden Arbeit ist der forschungsgeschichtliche

Befund, dass unter dem Begriff Damon eine Vielfalt von Phanomenen

verstanden wird. Der Gebrauch dieses Sammelbegriffs ohne semitisches

AEquivalent suggeriert eine Einheitlichkeit der Quellen (Bilder und

Texte), die sich bei naherer Betrachtung nicht bestatigt. Werden in

Studien zur Ikonographie (bedrohliche) Mischwesen als Damonen

bezeichnet, so sind es in den Texten Krankheiten ebenso wie

depotenzierte Goetter oder Wesen, die die Peripherie der Zivilisation

bevoelkern, aus der Umwelt Israels ubernommene Gestalten wie Lilit und

A_modai oder Grenzganger und Mittlergestalten wie die Figur des Satans.

Die vorliegende Arbeit uberpruft deshalb sowohl in terminologischer als

auch funktionaler Hinsicht verschiedene Bestimmungsmerkmale des

Phanomens Damon (Aussehen: Mischwesen; Herkunft: depotenzierte Goetter;

Ort: Gegenwelten; Kommunikationsmittler: Grenzganger; Bedrohung:

Schadensgeister; Hilfe: Schutzgenien) hinsichtlich ihrer Anwendbarkeit

auf den ikonographischen Befund in Syrien-Palastina sowie auf

alttestamentliche Texte. Dabei zeigt sich, dass verschiedene Zugange zum

Phanomen Damon sich funktional jeweils nur auf bestimmte Texte bzw.

Bilder anwenden lassen, auf andere aber nicht. Ein UEberbegriff

Damon/Damonen sollte deshalb fur das alte Israel vermieden werden. Die

beschriebenen Phanomene mussen vielmehr einzeln betrachtet und in einem

zweiten Schritt auf ihre jeweiligen funktionalen Gemeinsamkeiten hin

uberpruft werden. In religionsgeschichtlicher Hinsicht fuhrt die

Untersuchung zum Ergebnis, dass sich uber einen ausgepragten Glauben an

(negativ-)numinose Machte neben Jahwe kaum dezidierte Aussagen machen

lassen. In der Glyptik werden Schadensgeister nicht dargestellt. Statt

dessen steht die Schutzthematik im Vordergrund, was lediglich als

indirekter Hinweis darauf gewertet werden kann, dass es Gefahren gab,

vor denen man sich schutzen wollte. Im literarischen Bereich zeigt sich,

dass man im alten Israel zwar Phanomene aus der Umwelt in die eigene

Religion integrierte, sie zugleich aber theologisch instrumentalisierte.

Nicht an Damonologie, sondern an Theologie ist den Texten gelegen: Jahwe

ist nicht nur ein omnipotenter Arzt, sondern vor allem ein omnipotenter

Herrscher, dessen Macht alle anderen Machte uberstrahlt. Das Fehlen

einer dezidierten Damonologie und eines damit verbundenen

Beschwoerungssystems durfte politische, oekonomische und theologische

Grunde haben: Dem Herrscher Jahwe selbst eigneten zunachst positive wie

negative Seiten. Mit dem voll ausgebildeten Monotheismus von Judentum

und Christentum, der Gott von negativen und unheimlichen Elementen

befreien will, verschiebt sich allerdings die theologische Einsicht der

Alleinursachlichkeit Jahwes. Die Ausbildung einer Hierarchie von Engeln

und Damonen entlastet in gewisser Weise das Gottesbild; zugleich fuhrt

der Glaube an Engel und Damonen aber dazu, dass in den monotheistischen

Religionen ein unterschwelliger Polytheismus aufrechterhalten wird.

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