Glaube - Liebe - Zwietracht: Religios-Konfessionell Gemischte Ehen in Der Fruhen Neuzeit
Dagmar Freist (Carl Von Ossietzky University of Oldenburg Germany)
Glaube - Liebe - Zwietracht: Religios-Konfessionell Gemischte Ehen in Der Fruhen Neuzeit
Dagmar Freist (Carl Von Ossietzky University of Oldenburg Germany)
Wann der Vater Papistisch ist, nimmt er seine Sohne mit zur Messe, die Mutter nimmt ihre Tochter mit zur reinen Kirchen. Da ist keine rechte Liebe, oder man halt wenig von der Religion… Religios-konfessionell gemischte Ehen waren in der Fruhen Neuzeit aus Sicht der Obrigkeit, der Kirchen und Familien unerwunscht, doch sie konnten selten verhindert werden. Konflikte um Glaubensfreiheit und Konversion, die Reichweite vaterlicher Gewalt und religiose Kindererziehung schienen unausweichlich und stellten Eheleute und Familien vor groe Herausforderungen. In ihrem Buch zeigt Dagmar Freist das spannungsvolle Beziehungsgeflecht von religionsubergreifender Alltagskultur und Geschlechterverhaltnis, obrigkeitlicher Konfessionspolitik, Glaubensfreiheit und Gewissenszwang. Religios-konfessionell gemischte Ehen waren spatestens seit dem fruhen 17. Jahrhundert ein Storfaktor - in der christlichen Familie, die auf der Einheit von Geist und Korper im Glauben beruhen sollte, im Staat, der sich um einen konfessionell homogenen Untertanenverband bemuhte, fur die Kirchen, die mit ihrem Monopolanspruch auf die Heilsgewissheit um die Glaubigen warben, und fur den Reichsreligionsfrieden, der auf das Recht der Gewissensfreiheit auf der einen Seite und auf unantastbare konfessionelle Grenzziehungen und Abgrenzungen auf der anderen Seite gegrundet war. Aus mikrohistorischer Perspektive wird das Ineinandergreifen von Alltagshandeln und lebensweltlichen Zusammenhangen beobachtbar in seiner Verwobenheit mit Prozessen der Rechtsetzung, konfessionspolitischen Interessen von Landesherrn und Kirchen, mit der praktischen Reichweite des Westfalischen Friedens und dem politisch-offentlichen Ringen um die Auslegung religioser Gewissensfreiheit. Damit bietet die Analyse von religios-konfessionell gemischten Ehen als einer der denkbar engsten Form religionsubergreifenden Zusammenlebens eine Annaherung an die Auswirkungen religioser Pluralisierung aus einer von der Forschung bislang kaum eingenommenen Perspektive. .
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