Jugendliche in Ostdeutschland 1992 Die Zeiten, in denen sich das Interesse der OEffentlichkeit auf die Jugend rich- tet, sind in der Regel nicht die Zeiten einer Nachfrage nach differenzierten wissenschaftlichen Analysen. Statt dessen konzentrieren sich die Fragen auf die Randverteilung von Studien: Wieviel Prozent der Jugendlichen weisen die- ses oder jenes Merkmal auf, gehoeren zu dieser oder jener Gruppe oder zeigen diese oder jene Verhaltensweisen? Solche dreifach gestrickten Informatio- nen werden bevorzugt, um die eigenen gesellschaftlichen Ziele wissen- schaftlich zu untermauem und damit in der OEffentlichkeit wirkungsvoller vertreten zu koennen. Es macht dabei wenig, dass diese simplifizierten Informa- tionshappchen aus dem Zusammenhang gerissen werden mussen, jede not- wendige Differenzierung verloren geht und Jugend in einem Zerrspiegel der OEffentlichkeit prasentiert wird. Dieses hohe Mass an oeffentlicher Aufmerk- samkeit stellt auch eine grosse Verfuhrung fur jeden Forscher dar, der selten ge- nug mit seinen Erkenntnissen uber den Kreis einer engen Fachoeffentlichkeit hinausdringt. Die vorliegende Studie greift Fragen auf, die zur Zeit in der OEffentlichkeit stark, wenn auch uberraschend wenig kontrovers diskutiert werden. Verstand- lich, dass ihr eine vereinfachende oeffentliche Rezeption nicht erspart blieb. Ich z. B. hoerte von der Untersuchung zuerst durch den Hinweis eines Journalisten, es sei nun wissenschaftlich erwiesen, dass die Mehrzahl der Jugendlichen aus- landerfeindlich sei. Es konnte auch nicht ausbleiben, dass die vorliegende Stu- die gegen die Shell Jugendstudie 1992, an der ich mitarbeitete, ausgespielt wurde.