Aus dem Buch: Einmal sah er die Martha auf ihrem Balkon sitzen. Sie bemerkte ihn nicht. Ihre Augen und H nde waren mit einer Stickerei besch ftigt. Er konnte heimlich aus der Ferne verehren. Und sie bewegte den Arm und hob den Blick und sah ihn nicht. Wollte sie den Knoten ihrer blonden Flechten l sen wie die heilige Genoveva im Walde, wie die tr umend wachsame Magelone, damit die seidnen Str hnen niederfielen wie ein Gewand auf Schultern und Scho ? Und manche weiterglitten bis zu den steinernen Schn rkeln des Balkons? Und manche wehten in die blaue Luft hinaus? Und in Ehrfurcht zog er seine Schulm tze vor diesem reichen Haar. Und immer, wenn ihm Martha in den Sinn kam, dachte er zugleich alles Gute und Sch ne. Und wenn er in die Melancholie des Halbw chsigen versank, die dem Sechzehnj hrigen aus einer Sehnsucht allm hlich zu einer Gewohnheit wurde, so meinte er, es w re die Fernliebe zu Martha. Franz Hessel (1880-1941) war ein deutscher Schriftsteller, bersetzer und Lektor. ber Karl Wolfskehl erhielt er Anschluss an den Kreis um Stefan George und lernte Fanny Gr fin zu Reventlow kennen. Mit der K nigin von Schwabing und ihrem Gef hrten, Baron Bohdan von Suchocki, lebte er von 1903 bis 1906 in der Wohngemeinschaft im Eckhaus , Kaulbachstra e 63. Diese Zeit ist Grundlage der Romane Kramladen des Gl cks von Franz Hessel und Herrn Dames Aufzeichnungen oder Begebenheiten aus einem seltsamen Stadtteil von Fanny zu Reventlow. Gemeinsam mit ihr schrieb er an mehreren Ausgaben des Schwabinger Beobachter, der vor allem den Kreis um Stefan George parodierte.